4.Impulsabend, am 02.04.2024
“Das Haus steht leer, aber was sollen wir damit tun?”
Ein altes Haus im Weinviertel geerbt, aber keine Ideen für eine (Nach-) Nutzung? Auf dieses Problem stoßen viele Familien in der Region. Das Resultat sind unbewohnte Häuser und leblose Ortszentren – eine Leerstandsproblematik. Um ein gestärktes Bewusstsein zu schaffen und neue Inspirationen für das Potenzial von leerstehenden Gebäuden zu schaffen, lud die Initiative „Full House Weinviertel“ am 2. April 2024 zum Impulsabend nach Groß-Schweinbarth ein. Das Motto des Abends: „Das Haus steht leer, aber was sollen wir damit tun?“.
„Wertsteigerung oder doch eher Wertverlust von leerstehenden Immobilien?“
Impulsvortrag Peter Schöffthaler
Peter Schöffthaler spricht in seinem Online-Vortrag über die Zusammensetzung des Wertes einer Immobilie. Ein wesentlicher Faktor ist die Lage, beziehungsweise der Wert des Grundstücks. Aber auch Aspekte wie die Grundstücksfläche, die Wohn- oder Nutzfläche, die Neubaukosten und das Alter der Immobilie spielen eine entscheidende Rolle. Schöffthaler betont, dass ohne regelmäßige Sanierung das Gebäude schnell an Wert verliert und somit das Risiko des Nutzungsende steigt. Insbesondere im Weinviertel beträgt die jährliche Wertsteigerung etwa 3% bezogen auf den Grundstückswert. Ein weiterer wichtiger Punkt, den er hervorhebt, ist die Vermeidung von Leerstand, da dieser buchstäblich Geld vernichtet. Darüber hinaus spielen auch Grundbuch-Lasten und die aktuelle Marktsituation eine Rolle bei der Wertermittlung einer Immobilie. Hier geht's zum Handout.
Peter Schöffthaler zeigt anhand eines Rechenmodells wie sich der Wert einer Immobilie verändert und welche finanziellen Auswirkungen Leerstand, Vermietung oder Verkauf haben. Beispielhaft stehen hier zwei verschiedene Beispiele zu Verfügung – eine Liegenschaft mit geringen Grundstückskosten (Preis/m2 Bauland € 80,00) inkl. einer Prognose der Entwicklung in 25 Jahren sowie eine Liegenschaft mit einem hohen Grundstückspreis (Preis/m2 Bauland € 400,00) und deren Entwicklung in 25 Jahren.
Beispiel 1: Bewertung geringe Grundkosten
Beispiel 1: Prognose geringe Grundkosten
Beispiel 2: Bewertung hohe Grundkosten
Beispiel 2: Prognose hohe Grundkosten
„Der heimische Immobilien-Markt“
Impulsvortrag Franz Hugl
Die aktuelle Situation auf dem Immobilienmarkt zeigt deutliche Trends und Herausforderungen. Franz Hugl (RE/MAX) spricht in einem Impulsvortrag über den Immoblienmarkt im Weinviertel. Das Angebot an Wohnimmobilien zum Kauf hat in letzter Zeit spürbar zugenommen, was aus Sicht der Käufer:innen eine breite Auswahlmöglichkeit bietet. Gleichzeitig sind Vermittlungszeiten aufgrund von Finanzierungsfragen gestiegen. Im Gegensatz dazu ist das Angebot an Mietwohnungen rückläufig und die Nachfrage nach Geschäftslokalen und Gewerbe nimmt stark ab. Trotz diverser Herausforderungen bleibt das Wohnen ein Grundbedürfnis, und Immobilien gelten nach wie vor als solide langfristige Anlage. Im Trend liegen zunehmend Leib- und Zeitrenten, die es ermöglichen, in der eigenen Immobilie zu bleiben und gleichzeitig finanziellen Freiraum zu gewinnen. Es ist wichtig, bereits in jungen Jahren zu investieren, um langfristig von den steigenden Immobilienpreisen zu profitieren und den Kreislauf von Miete zu durchbrechen. Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Leerstandsproblematik. Mit rund 180.000 leerstehenden Wohneinheiten allein in Österreich könnten wir die Wohnungsnot effektiv bekämpfen, wenn diese Leerstände vermietet würden. Hier geht's zum Handout.
„Möglichkeiten der Zwischennutzung von leerstehenden Häusern und Bauparzellen“
Impulsvortrag Christine Filipp
Christine Filipp stellte den Leerstandskatalog der Initiative „Full House Weinviertel“ (Kurzfassung) vor. In diesem werden 100 Beispiele gezeigt mit Ideen für neue Nutzungen von leerstehenden Objekten. Im Rahmen des Impulsabends werden vier Beispiele für Zwischennutzungen von Häusern vorgestellt – ein Haus muss nicht leer stehen, während es auf seine spätere Nutzung wartet.
Beispiel 1: Ferien im Baudenkmal
Beispiel 2: „Die kleine Wechselstube“
Beispiel 3: Zurück in die Stadt – Einbindung von Jugendlichen in die Leerstandsthematik
Beispiel 4: Leipziger Wächerthäuser
„Welche Unterstützung brauchen Leerstandsbesitzer:innen, um ihr Objekt nicht leer stehen zu lassen?“
Disskussionsrunde unter den Teilnehmer:innen
Im Anschluss fand eine rege Diskussion unter den Teilnehmer:innen statt, in der über verschiedene Ideen, Fragen und Lösungsansätze gesprochen wurde. Eines wurde schnell klar – die Bürger:innen des Weinviertels sind sehr an neuen Konzepten zur Bekämpfung des innerörtlichen Leerstandes interessiert. Als besonders wichtige Aspekte wurden folgende Punkte in den Gruppen herausgearbeitet: die verschiedende Fördermöglichkeiten für Leerstandsbesitzer:innen, die Sensibilisierung der Bevölkerung für das Problem und das Schaffen von finanziellen Anreizen zur (Neu-)Nutzung von Leerstand.